Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
Freitag, 2. Mai 2014
Ich frag mich, wieso die anderen sich sowas nicht fragen. In was für einem Universum sie zum Beispiel leben. Dass sie überhaupt leben. Als wäre es das Selbstverständlichste. Vielleicht ist es das auch und nur ich bin zu blöd das zu erkennen. Ich seh auf die Dinge um mich rum und frage mich, wieso sie nicht genau anders aussehen, zum Beispiel Autos; wie affig so ein mit Schnickschnack aufgemotzes Behältnis, wo man sich reinsetzt, um woanders hinzukommen. Wieso überhaupt dauernd woanders sein, die wahre Reise findet innen statt, oder, dann brauchst du auch so ein Vehikel nicht, aus Stahl und Blech und unter komplizierten Bedingungen einsatzbereit, so mit Benzin und vielleicht noch ein Navi dazu oder oben dann das Dach auf, toll, die Luft, versteh ich oft alles nicht, wenn ich wieder mal sitze und daran denke, dass ich mich mitten in einem Weltall befinde und hier auch nicht wegkomme.
Neben Sex sind solche Gedanken meine liebsten und auch grausamsten. Das unendliche Weltall, ich mein', da kann man schon mal leicht durchdrehen, wenn man hinter es sehen möchte, was aber wegen der verdammten Unendlichkeit gar nicht geht. Dann gleich weiter mit: wieso überhaupt etwas ist, na klar, wenn nichts wäre, würdest du's ja gar nicht merken.
Und dass Sex da immer noch so wichtig ist, wenn man sich mit Unendlichkeiten beschäftigt. Vielleicht nur zu verstehen als kleinste Einheit eines etwas länger zu habenden Wohlgefühls.
Ja, ja, inmitten eines unendlichen Universums, ich weiß.
Ich habe Alan Watts' Bücher früher schon gelesen, besaß einige, die ich zwischenzeitlich irrelevant fand und jetzt ärgere ich mich ein bisschen, dass ich sie abgegeben habe. Vielleicht finde ich sie auch bloß nicht. Jetzt lese ich "The Book", in englisch, die deutsche Übersetzung kostet zwischen 300 und 450 Euro oder so, wegen Vergriffenheit und hat den erstaunlichen Subtitel "On the Taboo Against Knowing Who You Are". Das hat mich echt umgehauen, nicht der Preis, sondern dass der Subtitel schon alles sagt: Es ist ein Taboo, sich selbst zu erkennen. Selbsterkenntnis überhaupt zu wollen.
Kranke Welt. Echt.



Donnerstag, 1. Mai 2014
Und ich lieg im Bett (an diesem Donnerstag), draußen regnet es und kühle Luft zieht durch die geöffneten Fenster. Einer dieser Tage. Wären sie zu zweit, wären sie wie damals. Wir würden hier zusammen liegen, ich würde mich von hinten an sie drängen, würde an ihrem Atem, ihrem plötzlichen Seufzer hören, wie meine bloße Annäherung sie erregt, und sie würde ihren Hintern in eine Position rücken, die für uns beide angenehm wäre. Derart ist dieser Morgen gewoben, dass ich solche Bilder nicht abschütteln kann und nicht will. Die Bettdecke fällt weich um mich herum, ich rieche meinen Schweiß und draußen fallen Tropfen vom Regenbaum.
Ich lausche, berühre mich aber nicht.
So ist es genug. Mit den schweren Alben, die meine Erinnerung füllen, kann ich noch Jahre auskommen. Wie soll es da möglich sein, einen echten Menschen neben mir zu haben.

Ein Bild dazu bei Steinbart gefunden.



Montag, 28. April 2014
Vielleicht leide ich nicht genügend. Vielleicht ist nur das Weltliteratur, was unter Tränen hervorgestammelt und mit Schmerzen rausgeschrieen wird und nur jenes interessant, das dem Leser Gänsehaut verursacht und ihn einsam und ratlos zurücklässt. Ich hab nichts zu schreiben über Alkohol- oder Drogenexzesse, habe keine ungewollten Kinder in die Welt gesetzt, die mich jetzt hassen, weil ich mit der Elternrolle haderte, oder weil ich ihnen meine Traumata aufhalse. Ich bin einfach ein friedlicher Mensch, der versucht, anderen nicht unnötig auf den Wecker zu gehen.
Ich für meinen Teil liebe Texte, die das Herz erheben und mich freudig in ihre Schlupflöcher aufnehmen, welche dem Rest der Welt verborgen bleiben. Solche Schlupflöcher nämlich sind nach innen offen und weit und licht und bieten phantastische geistige Landschaften und Weisheiten.
Nicht wie P., – wer ist eigentlich P., in zehn Jahren weiß ich nicht mal mehr, von wem die Rede war – der 'ne Menge erleuchtete Coolness daraus zieht, über in fünf Promille getränktes Bewusstsein ins Mikro zu lesen und Szenen zu beschreiben, die dann auch nicht interessanter sind als bei null komma acht.
Bleibt mir nur, über eine verflossene Liebe zu schreiben, die einzige, mit der ich mich gut auskenne, weil sie immer noch in jeder Zelle meines Körpers sitzt, es sind noch keine sieben Jahre her, also gibt es noch welche, die sich erinnern und vollgesogen sind mit dem geronnenen Du, und nicht weggeh'n.



Freitag, 25. April 2014
¶ Real
Idee: Ein Land, in dem es verboten ist, für sich zu sein. Verboten, in den Himmel zu sehen, den Mond zu betrachten. Auf Strafe verfolgt, sich selbst Gutes zu tun. Ein Land, in dem Liebe und Aufmerksamkeit ausschließlich von anderen Menschen kommt. Es gibt keine Möglichkeit allein zu sein, niemals, jeder kommt ungefragt in das Zimmer der anderen und fängt sofort an draufloszureden. Das Redebedürfnis ist nämlich enorm, weil kein Problem allein bewältigt werden kann, eine Unfähigkeit still zu werden und jede Entscheidung erst von Anderen gut geheißen werden muss. Das Aussehen, die Eigenarten, die Nahrung: erst die Erlaubnis der Umwelt bringt Entspannung und Genuss in die alltäglichsten Handlungen, die allerdings nach Lust und Laune wieder entzogen werden kann. Willkür und Dummheit.
Reich mir die Butter, wie findest du meine Haare, soll ich den Partner wechseln, darf ich dies oder das.
Erst dann merke ich: Das ist doch schon Realität!



Dienstag, 22. April 2014
Ich war stehen geblieben. Bei der Liebe. Die etwas anderes war. Den einzigen Begriff, den ich mir von der Liebe mache, ist ohne Bedingung. Nicht Liebe zu, wegen, an, dich, mich, dies oder jenes. Einfach Liebe. Muss reichen. Liebe Hand in Hand mit einer Bedingung verkleidet sich nur als solche. Bedingung macht ihre Reinheit zunichte. Sie wird verkauft, gewonnen und zerrinnt.
Es fällt mir schwer darüber zu schreiben. Sogar Worte bedingen.
Und so war alles, was wir taten, angefüllt mit Erklärung für den Sinn, den das Zusammensein uns machen sollte, Worte beschrieben ein Fehlen, und das was fehlte, kam irgendwie als Tatsache dazu – ein Surrogat aus Aufmerksamkeit und Anteilnahme, die ihren gleichzeitigen Mangel beschrieben. Interesse haben wollen, statt Berührung der Herzen.
Das so zu sehen ist traurig, aber wohl die Wahrheit. Jetzt erst komme ich hinter das Versehen, beinahe fassbar. Viel Aufhebens um etwas nicht Vorhandenes, auch damit kann man fühlen füllen.
Immer haarscharf dran vorbei. Licht fällt in einen ansonsten leeren Raum und sofort verbleichen die Filmbilder, ohne dass wir sie festhalten können.
Schreibe ich Unsinn? Während der freien Tage war genügend Zeit dafür.