Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
Dienstag, 8. Juli 2014
Bloß nicht! Habe heute einen Film gesehen, in dem ein Swami Yogaübungen gegen Gelenkschmerzen vormacht. Hände, Schultern, Füße, alles wurde gedehnt, massiert und bewegt. Vor allem seine Füße hatten es mir angetan, schöne Füße mit rosigen Sohlen und beweglichen, geraden Zehen, duftend, so wie natürliche Füße eben.
Ansonsten: Bitte keine nackten Füße mehr im Netz oder auf Urlaubs- und sonstigen Fotos. Keine Bilder von in falschen Schuhen verkrumpelten Frauenfüßen, die, ach wie lustig! ins Foto reinragen, am Meer oder im Wald, bitte auch nicht am Berg oder im Gras. Und schon gar nicht unförmige Zehennägel, die obendrein durch roten Lack zu schaurigem Leuchten gebracht werden. Leute, ihr habt keine schönen Füße, auch wenn ihr vorher grad bei der Pediküre wart, allein schon, dass ihr zur Pediküre geht, zeigt, dass etwas mit euren Füßen nicht in Ordnung ist und eine Behandlung nötig macht, die eure Füße angeblich vollständig zum Besten verändern können. Nein. Eher bekommt man ein Gefühl von verstecktem Pilz- oder Stinkefuß oder diesen rissigen Dingern mit Fersen wie graue Steine. Und dazu gelbe Nägel! Unrettbar ekelig.
Passt bitte auf, wem ihr eure Füße zeigt. Es gibt nur wenige schöne.
Meine zum Beispiel.



Donnerstag, 1. Mai 2014
Und ich lieg im Bett (an diesem Donnerstag), draußen regnet es und kühle Luft zieht durch die geöffneten Fenster. Einer dieser Tage. Wären sie zu zweit, wären sie wie damals. Wir würden hier zusammen liegen, ich würde mich von hinten an sie drängen, würde an ihrem Atem, ihrem plötzlichen Seufzer hören, wie meine bloße Annäherung sie erregt, und sie würde ihren Hintern in eine Position rücken, die für uns beide angenehm wäre. Derart ist dieser Morgen gewoben, dass ich solche Bilder nicht abschütteln kann und nicht will. Die Bettdecke fällt weich um mich herum, ich rieche meinen Schweiß und draußen fallen Tropfen vom Regenbaum.
Ich lausche, berühre mich aber nicht.
So ist es genug. Mit den schweren Alben, die meine Erinnerung füllen, kann ich noch Jahre auskommen. Wie soll es da möglich sein, einen echten Menschen neben mir zu haben.

Ein Bild dazu bei Steinbart gefunden.



Donnerstag, 17. April 2014
Man muss mich nicht anbrüllen, um mir Gefühle abzuringen. Mit den Gefühlen ist es aber seltsam. Früher wusste ich tatsächlich nicht, was genau Gefühle sind. Ich dachte, es wären unangenehme Gedanken und Vorstellungen. Vorstellungen von einer blöden Zukunft z. B. oder Erinnerungen an eine schreckliche Vergangenheit. Meine Reaktionen darauf waren vielmehr mental, sowas wie, scheiße, ist das schrecklich, also eher eine Art Kommentar auf das Geschehene oder zu Erwartende. Gefühle, habe ich gelernt, finden im Körper statt – das war wirklich eine überraschende Erkenntnis. Fortan wurde alles gefühlt – der große Zeh, der Augapfel, die Stelle, auf der der Hintern den Sitzplatz berührt, das corpus callosum, später die Zirbeldrüse. Jetzt kann ich alles fühlen bis auf die mittleren Zehen, ich weiß nicht, wo die im Dunkeln zu orten sind, und warum nicht. Wenn ich reinkneife oder sie bewege, spür ich sie doch!
Ist Liebe ein körperliches Gefühl, ich mein jetzt nicht Sex, oder eher ein mentales? Kommt Freude aus der Betrachtung der schönen Dinge, ist das Schönheitsgefühl wirklich ein Gefühl? Oder eher ein Wissen um Schönheit? Wenn eine geliebte Farbe das Auge erregt – wo spürt man das? Im Augapfel? Im Gehirn? Wo im Körper findet Trauer statt? Krampft sich das Herz zusammen? Oder fließen die Tränen direkt aus dem Geist bei der Vorstellung, dass der Tote ein falsches Leben geführt, oder an einer Krankheit gelitten haben könnte? Wo findet es statt, das vermeintlich falsche, das Urteil der Schlimmheit? Wo entsteht Hass.
Massagen sind schön und sehr körperlich, oder wie die Sonne warm auf den Körper scheint. Wie eine nah vorbeifliegende Hummel Gänsehaut erzeugt oder ein kühler Wind. Wie das Meer duftet und sich der Brustkorb weitet beim Atmen, wie ein Keks im Mund zerbröselt und ein Getränk die Speiseröhre entlangfällt.
Ein Freund trennte die Begrifflichkeit in zwei: Gefühl und Empfindung. Letztes weit subtiler gegenüber dem ersten. Eine Empfindung von Schönheit. Ein Empfinden von Liebe. Hingegen:
Das Gefühl von Lust und Händen auf dem eigenen Körper. In der Hand Teilgefühle des anderen Körpers, des ihren, ja – ich kann meine Gedanken von ihr nicht lassen, früher waren es die Hände. Je Hand nur ein handgroßer Gefühlsteil. Dann mit dem gesamten Körper näher, Beine legen sich ineinander, Bauch und Brust nähern sich, Münder, erst die Wärme, dann die Haut, auf den Rückseiten vielleicht Hände auf Schulterblättern, Taille oder Po, wenn sie nicht vorn mit dabei sind und noch mehr fühlen wollen.
Diese Gefühle waren real für mich, alles andere, was sie von mir wissen oder haben wollte, gab es nicht, weil es nicht spürbar war.



Montag, 7. April 2014
Es gab eine Zeit, in der wir gern beieinander lagen und uns selbst befriedigt haben. Also, jede/r sich selbst. Die kleinen Bewegungen des anderen Körpers gefielen uns, die Aufregung stieg über die Ansicht einer zärtlich vor- und zurückgeschobenen Haut, erst langsam, dann schneller, beides, der Atem und der Rhythmus der Finger, der Hand, des Armes, das war für beide eine Weile das Allerschönste. Dann gab es eine Zeit des Trauerns, weil das Schönste fort war und nicht mehr stattfinden konnte. Heute bin ich gelassen, und weiß, das Dinge beginnen und enden, aber damals war das Bedauern groß und die Wut darüber, dass das Gefühl so groß war, wurde klein gehalten, aber das stimmte alles nicht. Der Verlust war jedenfalls enorm.
Jetzt, nach Jahren, bin ich mit meinem Körper allein. Ich sehe ihn altern, anfangs machte mir das Angst, nun weiß ich, dass Dinge beginnen und enden. Auch Körper. Und Bäume. Dergleichen passieren Sachen und hören wieder auf. So ist das.
Das sagte sie auch immer, so ist das, aber damals war sie mir voraus. Jetzt bin ich so weise wie sie. Plötzlich fielen alle Wünsche ab. Plötzlich stimmt natürlich nicht so richtig, aber schließlich war es mein größter Wunsch, dass endlich alles abfiele. Aber das kann man nicht machen. Genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. Also, man kann es auch gar nicht wollen können, weil das gegen die Natur von Träumen ginge. Also weiterschlafen. Erstmal.
Während wir uns so in Extase rubbelten und stöhnten, war mein Geist immer noch klar genug, das Ende vorauszusehen. Im Moment zu bleiben, den Moment auf ewig zu verlängern, ging nicht. Sei ganz im Hier und Jetzt und solche Sprüche. Es sei wider die Zeit, nicht zu vergehen, war eine ihrer Erkentnisse. Mittlerweile weiß ich, dass das wahr ist. Die Orgasmen folgten, dieses Mal, nächstes Mal, ein weiteres Mal. Wir waren verschwenderisch mit unseren Höhepunkten. Aber sie waren vergänglich wie alles in der Zeit.
Eine Weile, kurz vor dieser Zeit jetzt, bin ich fast durchgedreht von der Gewissheit, dass wir uns nicht aus dieser Zeit herausbewegen können. Wie eine Blase, bloß unendlich. Oder die Unendlichkeit als Blase, das ist eins. Nichts ist dahinter, es geht immer weiter.
Blasen (haha), Lecken und überall Anfassen war äußerst – mehrdimensional. Heute ist für mich fast nicht mehr nachvollziehbar, warum es so magisch war. Oder vielleicht doch – unser Tun war (eine) Meditation. Bloß auf Geschlechtsteile. Wenn ich damals so intensiv auf das Mantra meditiert hätte wie auf unsere Genitalien, wäre ich schon viel früher erleuchtet gewesen.
Obwohl das auch nicht stimmt. Niemand wird vom Meditieren erleuchtet. Das kann man nicht machen, genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. (Das ist ein Zitat von oben.) Oder Orgasmen haben. Entweder man erwacht oder nicht.