Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
Es gab eine Zeit, in der wir gern beieinander lagen und uns selbst befriedigt haben. Also, jede/r sich selbst. Die kleinen Bewegungen des anderen Körpers gefielen uns, die Aufregung stieg über die Ansicht einer zärtlich vor- und zurückgeschobenen Haut, erst langsam, dann schneller, beides, der Atem und der Rhythmus der Finger, der Hand, des Armes, das war für beide eine Weile das Allerschönste. Dann gab es eine Zeit des Trauerns, weil das Schönste fort war und nicht mehr stattfinden konnte. Heute bin ich gelassen, und weiß, das Dinge beginnen und enden, aber damals war das Bedauern groß und die Wut darüber, dass das Gefühl so groß war, wurde klein gehalten, aber das stimmte alles nicht. Der Verlust war jedenfalls enorm.
Jetzt, nach Jahren, bin ich mit meinem Körper allein. Ich sehe ihn altern, anfangs machte mir das Angst, nun weiß ich, dass Dinge beginnen und enden. Auch Körper. Und Bäume. Dergleichen passieren Sachen und hören wieder auf. So ist das.
Das sagte sie auch immer, so ist das, aber damals war sie mir voraus. Jetzt bin ich so weise wie sie. Plötzlich fielen alle Wünsche ab. Plötzlich stimmt natürlich nicht so richtig, aber schließlich war es mein größter Wunsch, dass endlich alles abfiele. Aber das kann man nicht machen. Genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. Also, man kann es auch gar nicht wollen können, weil das gegen die Natur von Träumen ginge. Also weiterschlafen. Erstmal.
Während wir uns so in Extase rubbelten und stöhnten, war mein Geist immer noch klar genug, das Ende vorauszusehen. Im Moment zu bleiben, den Moment auf ewig zu verlängern, ging nicht. Sei ganz im Hier und Jetzt und solche Sprüche. Es sei wider die Zeit, nicht zu vergehen, war eine ihrer Erkentnisse. Mittlerweile weiß ich, dass das wahr ist. Die Orgasmen folgten, dieses Mal, nächstes Mal, ein weiteres Mal. Wir waren verschwenderisch mit unseren Höhepunkten. Aber sie waren vergänglich wie alles in der Zeit.
Eine Weile, kurz vor dieser Zeit jetzt, bin ich fast durchgedreht von der Gewissheit, dass wir uns nicht aus dieser Zeit herausbewegen können. Wie eine Blase, bloß unendlich. Oder die Unendlichkeit als Blase, das ist eins. Nichts ist dahinter, es geht immer weiter.
Blasen (haha), Lecken und überall Anfassen war äußerst – mehrdimensional. Heute ist für mich fast nicht mehr nachvollziehbar, warum es so magisch war. Oder vielleicht doch – unser Tun war (eine) Meditation. Bloß auf Geschlechtsteile. Wenn ich damals so intensiv auf das Mantra meditiert hätte wie auf unsere Genitalien, wäre ich schon viel früher erleuchtet gewesen.
Obwohl das auch nicht stimmt. Niemand wird vom Meditieren erleuchtet. Das kann man nicht machen, genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. (Das ist ein Zitat von oben.) Oder Orgasmen haben. Entweder man erwacht oder nicht.