Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
¶ Jetzt
Rings um mein Haus wird gegrillt, ich bin allein mit mir. Sitze in der Küche, wo sich Geschirr stapelt und Essensreste, noch duftend. Solange es Erinnerungen gibt, werde ich schreiben. Wenn alles zu Ende ist, stehen hier nurmehr Worte.
Es geht hier nicht ums Sterben. Sondern darum, zu erkennen, dass die Gegenwart alles ist, was wir haben. Dort das Lachen eines Grillgastes, dazwischen eine kurze Zeile Amselgesang, weiter hinten Straßengeräusche, das Licht, das nach dem Sonnenuntergang die Küche erhellt, stetiger als die Amsel, die jetzt gerade wieder zwitschert, der Moment als Aneinanderreihung von einzelnen Momenten, unterlegt mit Duft, und immer noch dem Licht, das sich jetzt verändert zeigt, im Vergleich zum vergangenen Moment, als ich noch ein oder zwei Zeilen zuvor beschrieb, wie jenes Jetzt beschaffen ist.
Und der Körper, der mit seinen Sinnen wie Fühler es tun nach allen Seiten sich reckt, und all das Wahrgenommene für wahr nimmt. Was für eine unglaubliche Freude, dass das möglich ist.
Der Kühlschrank setzt mit seinem leisen Brummen ein und die benachbarten Grillgäste heben in einem gemeinsamem ansteigenden Gelächter imaginäre Gläser, die ich von hier hören kann, als sie aneinanderklirren.
Ab und zu weht ein kurzer Wind durch die Fenster, welche geöffnet, natürlich, dieses Hörspiel möglich machen. Da, neun Uhr läutet es dunkel herein, mit dem Wind gemeinsam, die Kapuze schirmt das empfindliche Ohr, noch heute Nachmittag war mir erkältet zumute, auch dieses Gefühl der Schwäche nur einige vergangene Momente lang, jetzt empfinde ich mich als gesund und den Himmel als rosarot, die Luft frisch mit einem Hauch gemähten Grases, das von der Holzkohle doch übertönt wird.
Nun gibt es auch Musik. Ich erkenne keine Melodie, aber was ich höre erinnert mich an Wuthering Heights von Kate Bush, wer hört heute noch Kate Bush auf Parties, jetzt steigen Erinnerungen auf, wenn ich ihnen nachgehe, werde ich aus dem Moment herausfallen.
Es wird dunkler, die nördliche Seite der Küche liegt schon schattig, hier am Fenster ist es lichter, und das Himmelrosa hat sich in ein Graublau verschoben. Die Amsel ruft, die Krähe auch, nur kurz, die Amsel wird weiter den Abend begleiten, auch die Gäste, die männlichen Stimmen werden deutlicher, wie schnell ein zwei Bier gekippt sind, während ich hier in der Küche sitze.
Ein Kissen unterm Hintern, darunter der Korbstuhl, die Füße auf der Bank. Der Abwasch noch immer unberührt.
Ich werde gleich aufstehen, das Geschirr waschen und noch ein wenig lauschen. Jetzt einloggen, den Text kopieren und ihn einfügen. Senden, ohne ihn nochmal gelesen zu haben.