Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass M. neuerdings auch satsang gibt, also, er hat es mir selbst erzählt, während ich nach dem Besuch von S.s Satsang auf dem Boden rumkroch und meine Sachen zusammensuchte. So von oben auf mich draufredet und mir versucht zu erklären, in welchem Stadtteil das stattfindet. Schuhe zubinden: weiter auf mein Scheitelchakra einreden. Interessanterweise wird er in 16 Ländern gesucht. Also, er würde gesucht werden, wenn er seine Aktivitäten nach außen verlegte. Drogenmissbrauch – jawoll, soeben habe ich mich verschrieben, nämlich Drogenmussbrauch – des weiteren Balkonanbau von psychogenen Pflanzen, eine Tendenz zu Kinderfickerei, schlechter Ernährung und Überdosierung von Pflegeprodukten.
Beim satsang sitzen Menschen in einer Gruppe rum und suchen die Wahrheit. Oder hoffen, dass die Wahrheit sie findet. Ich jedenfalls finde, dass M. sowas von untererleuchtet ist und Inhaber der bedeutendsten Psychomacken aller Zeiten. Jetzt stell ich mir vor, wie er, zum Lehrer aufgeschwungen, vor (oder über) den Rezipienten sitzt und sie vollquatscht.
Viele spirituell Suchende kommen aus der Drogenszene und ersetzen die eine Möglichkeit, ekstatische Erlebnisse zu haben mit der anderen. Wer sich so richtig schön high meditiert, dazu Atemanhalten oder andere Techniken praktiziert, der hat schon mal optische Erscheinungen oder tolle Gefühle im ganzen Körper. Dazu eine wirre Philosophie mit Einsprengseln von Carlos Castaneda, Jane Roberts, falsch verstandenem Tantra und was sonst noch so im Umlauf ist.
Mir war das rein technische Üben schon immer suspekt, also pranayama, asanas und so weiter, bloß um die Energie des Körpers zu erhöhen. Überhaupt die Energie; noch nie gab es so ein geschwurbelt-sinnentleertes Wort für, ehm, naja, irgendwas halt. Waahnsinn, die Energie hier! Pranayama und Asanas führen nicht zur Erleuchtung, soviel ist schon mal klar, tatsächlich aber zu Erfahrungen und plötzlichen Schlauheiten, die genauso durch den Konsum von Pflanzen induziert werden können. K. erzählte mal, er hätte Tagebücher voll brilliantester Welterkenntnisse, die er auf Pot schrieb, aber am nächsten Tag hat er nichts mehr davon kapiert. Hätte seine Ergüsse gern mal gelesen, war ihm aber ziemlich peinlich.