Erleuchtung, Sex und Träume: Alles, bloß nicht kochen.
Montag, 7. April 2014
Es gab eine Zeit, in der wir gern beieinander lagen und uns selbst befriedigt haben. Also, jede/r sich selbst. Die kleinen Bewegungen des anderen Körpers gefielen uns, die Aufregung stieg über die Ansicht einer zärtlich vor- und zurückgeschobenen Haut, erst langsam, dann schneller, beides, der Atem und der Rhythmus der Finger, der Hand, des Armes, das war für beide eine Weile das Allerschönste. Dann gab es eine Zeit des Trauerns, weil das Schönste fort war und nicht mehr stattfinden konnte. Heute bin ich gelassen, und weiß, das Dinge beginnen und enden, aber damals war das Bedauern groß und die Wut darüber, dass das Gefühl so groß war, wurde klein gehalten, aber das stimmte alles nicht. Der Verlust war jedenfalls enorm.
Jetzt, nach Jahren, bin ich mit meinem Körper allein. Ich sehe ihn altern, anfangs machte mir das Angst, nun weiß ich, dass Dinge beginnen und enden. Auch Körper. Und Bäume. Dergleichen passieren Sachen und hören wieder auf. So ist das.
Das sagte sie auch immer, so ist das, aber damals war sie mir voraus. Jetzt bin ich so weise wie sie. Plötzlich fielen alle Wünsche ab. Plötzlich stimmt natürlich nicht so richtig, aber schließlich war es mein größter Wunsch, dass endlich alles abfiele. Aber das kann man nicht machen. Genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. Also, man kann es auch gar nicht wollen können, weil das gegen die Natur von Träumen ginge. Also weiterschlafen. Erstmal.
Während wir uns so in Extase rubbelten und stöhnten, war mein Geist immer noch klar genug, das Ende vorauszusehen. Im Moment zu bleiben, den Moment auf ewig zu verlängern, ging nicht. Sei ganz im Hier und Jetzt und solche Sprüche. Es sei wider die Zeit, nicht zu vergehen, war eine ihrer Erkentnisse. Mittlerweile weiß ich, dass das wahr ist. Die Orgasmen folgten, dieses Mal, nächstes Mal, ein weiteres Mal. Wir waren verschwenderisch mit unseren Höhepunkten. Aber sie waren vergänglich wie alles in der Zeit.
Eine Weile, kurz vor dieser Zeit jetzt, bin ich fast durchgedreht von der Gewissheit, dass wir uns nicht aus dieser Zeit herausbewegen können. Wie eine Blase, bloß unendlich. Oder die Unendlichkeit als Blase, das ist eins. Nichts ist dahinter, es geht immer weiter.
Blasen (haha), Lecken und überall Anfassen war äußerst – mehrdimensional. Heute ist für mich fast nicht mehr nachvollziehbar, warum es so magisch war. Oder vielleicht doch – unser Tun war (eine) Meditation. Bloß auf Geschlechtsteile. Wenn ich damals so intensiv auf das Mantra meditiert hätte wie auf unsere Genitalien, wäre ich schon viel früher erleuchtet gewesen.
Obwohl das auch nicht stimmt. Niemand wird vom Meditieren erleuchtet. Das kann man nicht machen, genauso wie man nicht einfach aus einem Traum aufwachen kann, nur weil man's will. (Das ist ein Zitat von oben.) Oder Orgasmen haben. Entweder man erwacht oder nicht.



Sonntag, 6. April 2014
Du weißt schon, sagte sie, ich mein', wer alles so mitliest. Da wird man doch stumm. Ich weiß, was sie meinte. Man kann plötzlich nicht mehr Schwanz oder auch bloß Genitalien schreiben, ohne dass gewissen Leuten der Mund offen steht beim Lesen. Auch nicht mehr Erleuchtung oder ich bin durch, ohne dass es arrogant klingt.
Fakt ist, ich bin durch. I don't have issues, sagte neulich eine, die neben S. in einem Lehnstuhl saß. Ich glaubte es ihr. Rotwangig und frisch redete sie mit dem laut lachenden S. Das laute Lachen gefällt mir besonders. Oder das Dreckige. Ich schäme mich nicht mehr, das ist alles albern. Wir sind Schauspieler in einem großartigen Stück, das wir gemeinsam denken.
Und das ganze Gejammere. Vielleicht muss man noch durch eine Phase des wilden Motzens. Denn trotz alldem kann man gewisse Leute nicht plötzlich doch lieben. Oft wundere ich mich, was Sache bei ihnen ist, wer wenn ich nicht verstünde sie besser, und obwohl ich ihre Schwächen selbst habe, oder hatte, bin ich ungnädig und denke oft roh über sie. Gemein sozusagen. Vielleicht bringt es die Wahrheit mit sich, dass man für eine Weile gemein ist, weil man rückblickend nicht mehr versteht, was genau eigentlich jetzt Sache ist.
Ich will hier jetzt aber nicht dauernd auf der erleuchteten Sicht reiten, sondern Sachen schreiben, die mich selbst am meisten erfreuen. Im Moment beschäftige mich tatsächlich mit Blini, also Pfannkuchen, auf Basis von Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten, die ersetzen das Ei. Also fast vegan.
Während ich mir so beim Schreiben zuhöre, klingt das wie Frau A., die science fiction-Romane schreibt. Wertvolle Nährstoffe in einer Welt des Mangels. Eine Welt, die am Untergehen ist. Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich was Fiktives schreiben, denn in einer Welt, die man nicht mehr für voll nehmen kann, ist Fiktion die einzige Wahrheit.
Auch wenn das klingt wie Unsinn. In meinem alten Blog habe ich versucht, Sinnvolles und Echtes zu schreiben. Das geht nicht mehr so gut, weil ich dauernd die Arroganz verstecken muss. Absicht einer Echtheit, aber so genuschelt, das keiner was versteht. Das mach ich jetzt nicht mehr. Deshalb geht es hier weiter. Ich sag aber nicht, wo es dort aufgehört hat, denn wahrscheinlich geht es dort mit Nettheit noch eine Weile weiter.
Überhaupt, das Nette. Das Gute, Schöne und Angenehme. Man müsste es radikalisieren, damit es erträglicher wird, sagte sie. Sie hat noch vieles mehr gesagt, ohne aber darüber zu sprechen. Ich sah es ihr an, denn oft habe ich mich an ihrem Busen oder an ihrem weichen Bauch verkrochen, die Augen geschlossen und direkt in ihr Herz gesehen. Oder ins Gedärm, je nachdem.